Fa. Heinrich Nagel GmbH & Co. KG (1912-2012)

In der Sitzung des Kreisausschusses Bordesholm am 16. Juli 1912 wurde in der Verwaltungsbeschlußsache des Abdeckermeisters Horstmann aus Rendsburg gegen die Gemeinde Einfeld und den Landmann Timm für eine Erteilung der Konzession zum Betrieb einer Abdeckerei in der Gemarkung Einfeld entschieden. Die Konzession wurde erteilt. So berichtet der Holsteinische Courier am 17. Juli 1912.

In Leserbriefen wird
darüber gesprochen, dass der "Badeort" Einfeld kein geeigneter Ort für eine Abdeckerei sei. Da aber das damalige Seuchengesetz eine Abdeckerei vorschreibt und sich mit Herrn Horstmann ein Privatunternehmer gefunden hatte, entschiedt man sich für den Bau in Einfeld, trotz der zukünftigen "üblen" Gerüche.

Im Jahr 1948 übernahm Heinrich Nagel den Betrieb und gründete 1954 zusätzlich die Vertriebsgesellschaft Heinrich Nagel KG in Hamburg. Durch das Einfelder Unternehmen erfolgte die Entsorgung der landwirtschaftlichen Betriebe, der Schlachthöfe, Landschlachtereien und Fleischfabriken von Tierkörpern, Schlachtabfällen und Knochen. Die Geruchsbelästigung war regelmäßig Grund für Beschwerden. Von 1979 bis 1984 investierte die Firma Nagel rund fünf Millionen Mark in Umweltschutzmaßnahmen, u.a. in eine Waschturmanlage (vollbiologischer Luftwäscher) mit einer Leistung von 80.000 Kubikmeter in der Stunde und eine vollbiologische Kläranlage.

Der Holsteinische Courier vom 18.10.84 berichtet von 20 Containerfahrzeugen, die durch die Kreise Ostholstein, Plön, Rendsburg und die Städte Kiel und Neumünster fahren. Ab dem 01.10.1984 kamen zusätzlich die Kreise Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg hinzu. Somit lag das jährliche Aufkommen bei 50.000 Tonnen. Im Vergleich waren es 1950 lediglich 1.000 Tonnen.

Im Jahr 1993
waren wieder die Geruchsbelästigungen ein Thema im Beirat. Ursache hierfür war die Überlastung des Klärwerks. Betriebsleiter Wöbcke  erläuterte die Pläne des Betriebes die Kläranlage von Teil- auf Vollreinigung umzustellen und um die Hälfte zu erweitern. Abschluss der Baumaßnahmen war Ende 1994.

Am 02.12.2000 kommt es zur Inkraftsetzung des Gesetzes zum Verbot der Tiermittelverfütterung und zu einer Sitzung des Agrarausschusses am 06.12.2000 im Landtag, in der die Tochter von Heinrich Nagel, Frau Petra Wilm, zur Lage des Betriebes vorträgt.

"Der Betrieb verarbeite jährlich rund 80.000 Tonnen Material und produziere monatlich je nach Anfall zwischen 900 und
1.000 Tonnen Tiermehl, zuzüglich die Produktion des Tierfetts. So wäre eine Genehmigung zur Auslagerung dringend erforderlich und eine finanzielle Unterstützung des Betriebes, der möglicherweise umstrukturiert werden solle", so ist im Protokoll zu lesen.

Im Jubiläumjahr 2012 stellt sich die Firma Nagel als Unternehmensgruppe dar mit den Bereichen Produktion, Handel und Transport. Die Tierkörper- bzw. Abfallentsorgung (Speisefette, Rohfette und Knochen sowie verworfene Lebensmittel und Speisereste) wird durch Fa. Nagel GmbH & Co. KG durchgeführt. In den einhundert Jahren hat sich Vieles grundlegend verändert. "Heute unterliegt die Tierkörperverwertung und Entsorgung strengen hygiene- und seuchenrechtlichen Auflagen, die nur mittels modernster Technik und präziserer Logistik zu erfüllen sind.

Anlagen zur biologischen Abluftreinigung und zwei eigene Klärwerke
erfüllen die Normen des modernen Umweltschutzes. Die Heinrich Nagel GmbH & Co. KG hat es sich zur Aufgabe gemacht, die optimale Rückgewinnung werthaltiger Produkte aus dem zu entsorgenden Material mit modernster Technologie und industriegerechten Prozessen hygienisch einwandfrei und professionell zu sichern", so wie es auf der offiziellen Internetseite lautet.

Nachdem das Land und nicht mehr die Kreise die Aufgaben der Tierkörperbeseitigung und -verwertung ausschrieben, kam es zum Wettbewerb mit einer Firma aus Jagel. Im Verfahren erhielt diese den Zuschlag.

Ab dem Jahr 2015 werden die Aufgaben zentral in Jagel durchgeführt. Die Unternehmensgruppe Nagel begann sofort nach Bekanntgabe der Entscheidung Konzepte zur weiteren Nutzung des Standortes Einfeld zu finden.


Als eine Sparte der Unternehmensgruppe zählte "Nagel Tank- und Silotransporte". 


"Amtliche Mitteilung" über die Erteilung der Konzession aus dem Jahr 1912 (Klick-Bild).


Eins der Firmenschilder, die im Großharrier Weg in Einfeld zu sehen sind.


Durch die markante Lackierung ist der Wiedererkennungswert der Fahrzeuge gewiß. Besonders ist auch der geschlossene Container der Fahrzeuge (Klick-Bild).


Ein Leserbrief vom August 1912, der im Holsteinischen Courier erschien (Klick-Bild).


Luftbildaufnahme des Betriebes im Stadtteil Einfeld aus dem Jahr 2011. (Klick-Bild)


Quellen: (1.)
Holsteinischer Courier vom 17.07.1912 "Lokal-Chronik" und 20.08.1912 "Sprechsaal" sowie vom 01.10.84 "Tierkörperbeseitigungsanstalt in Einfeld" (2.) Kieler Nachrichten vom 18.12.1984 "20 Container rollen täglich durch die Kreise" (3.) Protokolle der Stadtteilbeiratssitzungen vom 19.06.1979, 04.09.1979, 26.02.1980, 25.09.1984, 30.10.1984, 14.05.1985, 25.08.1987, 08.09.1992, 01.12.1992, 26.01.1993, 30.03.1993, 25.01. 1994, 24.05.1994 (4.) S-H Landtag - Niederschrift Agrarausschuss - 16. Sitzung am 06.12.2000 (5.) Ehem. Internetseite der Fa. Nagel (6.) Luftbildaufnahmen, Titelfoto und Einzelfoto, von U. Bahr vom Mai 2011. (7.) Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag vom  06.02.2014 (8.) Kieler Nachrichten vom 15.02.2014