Als am 01. Januar 1832, nach zwei Jahren Bauzeit, die erste Chaussee der Herzogtümer zwischen Kiel und Altona angelegt wurde, stellte dieses einen Modernisierungssprung dar. Nachdem praktisch jahrhunderte lang keine Verbesserung der Verkehrswege stattgefunden hatte, war eine neue Qualität des Landtransportes erreicht worden. Insbesondere in der Landschaft zwischen Kiel und dem Einfelder See nutzte man vorhandene Straßen und Wege. Der Straßenverlauf südlich des Einfelder Sees wurde neu angelegt und durchquert die Stadt Neumünster.
Die neue Straße zwischen Altona und Kiel war wegen ihres geraden Verlaufs und ihrer neuen Makadam-Technik (nach dem schottischen Wegebauingenieur McAdam benannt, der von 1757 bis 1836 lebte) als kurze und schnelle Verbindung zwischen den Häfen von Hamburg und Kiel bereits 1835 in die internationale Verkehrswege integriert. Die Extrapost legt die Strecke Altona - Kiel in neun Stunden zurück. Kuriere brauchten sogar nur sechs Stunden. Mit der kürzeren Reisezeit sanken auch die Frachtpreise und es konnten schwere Wagen die Strecke befahren und dies fast das ganze Jahr.
Die vorgeschlagene Streckenführung durch Ostholstein über Preetz, Plön, Segeberg und Oldesloe wurde nicht durchgeführt, da z. B. die Städte Neumünster und Bramstedt unentgeltliche Landabtretungen und Materiallieferungen anboten, wenn sie von von Chaussee berührt würden. Der Bau der Chaussee war in 16 Streckenabschnitte eingeteilt, die von einzelnen Gemeinden unterstützt bzw. betreut wurden. Insgesamt lagen die Baukosten bei 980.000 dänischen Reichsbanktalern. Der Ausbau erfolgte 2-spurig, damit zwei sich entgegenkommende Fuhrwerke nicht ausweichen mussten.
Die Gesamtlänge der Chaussee beträgt 12,25 dänische Postmeilen, das entspricht einer Länge von 92,267 Kilometern. Entlang der Strecke sind Meilensteine zu finden. Im Bereich des Stadtteils Einfeld befindet sich der 3 1/4 Stein westlich des Dosenmoores in Höhe Einfelder Schanze 12a/14.
Die Chaussee hatte eine Breite von 9,30 m mit einer Fahrbahnbreite von 6,00 m. Um die Chaussee zu schonen, lief daneben ein Weg für die Bauern mit ihren schweren landwirtschaftlichen Geräten. "Der "Grünstreifen" zwischen Fahrbahn und Weg wurde zum Teil als Lagerstätte für Steinmaterial genutzt, damit die 14 Chausseewärter verzugslos reparieren konnten.
Im Reglement für die Benutzung der neuen Wegelinie zwischen Kiel und Altona wurde neben der Erhebung des Chausseegeldes auch festgelegt, daß gemäß § 15 die an der Chaussee wohnenden Gast- und Krugwirte bei Strafe verpflichtet sind, die Stellen, wo die Fuhrwerke halten, täglich zu reinigen. Nach Preußischem Gesetz hob man die Straßenbenutzungsgebühr 1874 auf, weil man sie als Verkehrshindernis empfand.
Ab dem Jahre 1844 verlor die Straße etwas an Bedeutung, als die Eisenbahn von Altona nach Kiel gebaut wurde. Die Strecke verlor noch mehr an Bedeutung, als im Zuge des Baus der Autobahn A7 der Abschnitt Brokenlande bis Krogaspe im November 1969 und der Abschnitt zwischen Krogaspe und Blumenthal im Dezember 1971 für den Verkehr freigegeben wurde. Die B4 wurde verlegt und Abschnitte zu Landstraßen umgewidmet. Sie war bis 1972 Europa-Straße.
Von der alten Neumünsteraner Stadtgrenze Richtung Norden hieß die Straße bis zur Eingemeindung Tungendorfs 1938 "Kieler Chaussee". Der ehemalige Charakter der Chaussee mit Baumbestand ist vor allem in dem Abschnitt zwischen Tungendorf und Einfeld erlebbar geblieben. Abschnitte der Straße im Stadtteil Einfeld zeigen teilweise noch die alte Chaussee mit dichten Baumreihen, die auf die nach 1866 vorgenommenen Lindenanpflanzungen zurückgehen.
Die Verwaltung der Stadt Neumünster ist bestrebt weitere Neuanpflanzungen vorzunehmen, wie in den Jahren 2011/12, um diesen alten Charakter der Straße zu heben. Dabei muss aber ein besonderes Augenmerk auf die vorhandenen Versorgungsleitungen gelegt werden.
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Zwischen den Wohnhäusern Einfelder Schanze 12a und 14 befindet sich der 3 1/4 Meilenstein der Chaussee.
Die gefährliche Einfelder Kurve mit dem Bahnübergang Richtung Bahnhof blickend.
Aufgrund der Unfälle wurde im Bereich der Kurve die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h festgesetzt.
(Foto: Arno Freudenhammer)
Alter Baumbestand entlang der Straße von der Einfelder Kurve in Richtung Tungendorf blickend.
Neupflanzungen schließen die Lücken im Bereiche der Einfelder Schanze in nördlicher Richtung blickend.
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