Kampf gegen den "Roten Hahn"
In der Festschrift "1887-1987 - 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Einfeld" vom Mai 1987, die in einer Auflage von 1.200 Stück veröffentlicht wurde, berichten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr über ihren Kampf gegen den "Roten Hahn". Die hier abgebildeten Fotos entstammen ebenfalls der Festschrift bzw. dem Archiv der FF Einfeld. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Einfeld heißt tagtäglich der Gefahr ins Auge sehen, tagtäglich bereit sein zum Schutze von Leben, Hab und Gut, tagtäglich sein Bestes geben und persönliche Interessen in den Hintergrund stellen. In der100jährigen Geschichte hat die Wehr rund 1000 Einsätze bewältigt, viele Menschenleben gerettet und Bauten sowie Gebäude vor “Schutt und Asche“ bewahrt. Heute haben die Feuerwehrmänner mit hochtechnischen Mitteln die Möglichkeit so schnell und gut wie nur möglich bedrohtes Hab und Gut zu retten. Damals sah es allerdings etwas anders aus. Zu jenen Tagen der Gründerzeit, stand der Wehr eine Handdruckspitze, die von Pferden zum Einsatzort gezogen wurde, zur Verfügung. Die Alarmierung erfolgte seinerzeit durch das Feuermeldehorn. Jemand musste zu Fuß - später mit dem Fahrrad - durchs Dorf laufen oder fahren und ständig ins Horn blasen. Durch diese noch “mittelalterliche Tortur“ blieben Spitzenzeiten natürlich auf der Strecke. Die Ausrück- und Einsatzzeiten dauerten dementsprechend länger. Hilfe kam für in Flammen stehende Häuser meist zu spät. Die Feuerwehr beschränkte sich auf die Rettung von Mensch und Tier und die Sicherung von umliegenden Gebäuden. Anfang der 40er Jahre erhielt die Wehr ein LF 8, das die Schlagkraft wesentlich verbesserte. In den benachbarten Gemeinden wurde Löschhilfe aus Einfeld gerne in Anspruch genommen ...‚ und die Wehr half gerne. Die große Bewährungsprobe für das LF 8 kam in den letzten Kriegsjahren bis 1945. Nach Bombardierungen der Städte Neumünster, Kiel und Hamburg wurde die Löschhilfe der Wehr fast pausenlos in Anspruch genommen. Glücklicherweise kamen die Blauröcke bei den Löscharbeiten nicht ernstlich zu Schaden, obwohl die Gefahren nicht unerheblich waren und die Männer durch die Phosphorbombe vor fast unüberwindliche Probleme gestellt. Die todbringende Bombe konnte nämlich nicht mit Wasser gelöscht werden. Nach dem Krieg lag der Einsatzschwerpunkt zweifellos im Dosenmoor. Gerade in trockenen Sommermonaten hatte die Wehr alle Hände voll zu tun. Oftmals rückte sie zu Flächenbränden aus, die mehrere Tage dauerten. Die Einsätze im Dosenmoor waren eine gefährliche Angelegenheit: Das Gelände war unwegsam und konnte nicht an allen Stellen betreten werden. Ein Feuerwehrmann trat einmal beim Aussteigen aus dem Fahrzeug an der Grasnarbe vorbei und versank sofort bis zur Hüfte im Moor. Mehrere Männer mussten ihn aus seiner misslichen Lage befreien. Eine weitere Gefahr ging von der Schnelligkeit des Feuers aus. Feuerwehrmänner ergriffen ein ums andere Mal vor dem Feuer die Flucht, da es sich in ‘Windeseile ausbreitete. Die Ausrüstung musste zurückgelassen werden. Sie ging in Flammen auf. Vier Kameraden sprangen dem Tod noch einmal von der Schippe, als sie vom Feuer eingeschlossen waren. Nur ihrem umsichtigen Handeln haben sie ihr Leben zu verdanken. An ihrem Fahrzeug brannten bereits die Reifen. In letzter Sekunde konnten sie sich über den Hauptdamm aus dem Feuerherd befreien. Der schwerste Kampf musste 1975 bestritten werden. Alle Wehren der umliegenden Gemeinden waren mit 250 Feuerwehrmännern im Einsatz. Ein Hubschrauber brachte Funkgeräte zur besseren Verständigung. Der Brandeinsatz dauerte durch das Aufflammen immer neuer Brandnester mehrere Tage. Jedes Jahr musste die Wehr etliche Male ins Moor ausrücken. Erst die Renaturierung schaffte hier Abhilfe. Der letzte Einsatz fand hier 1982 statt: Ein Damm war gebrochen und die Wassermassen schossen Richtung Großharrie. Sandsäcke mussten mit der Hand zur Bruchstelle geschleppt werden um abzudichten. Als brandgefährdet erwies sich auch die Torffabrik Carl Hornung, mit der Einfelder Dachpappenfabrik und dem Lagerschuppen des Werkgeländes. Mehrere Male brannten diese Gebäude - teilweise bis auf die Grundmauern – nieder. Vor Großfeuern blieben auch die Einfelder Landwirte nicht verschont. Während ein Feuer auf dem Anwesen der Familie Haupt auf dem Dachstuhl begrenzt werden konnte, brannte am 27. April 58 der Hof des Bauern Helmut Bustorff fast bis auf die Grundmauern nieder. Der Einsatz dauerte mehrere Stunden und verursachte erheblichen Sachschaden. Einige Tiere konnten nicht mehr rechtzeitig gerettet werden und mussten qualvoll sterben, Zu einem spektakulären Brand kam es 1979, als die Einfelder Wehr ihr Herbstvergnügen in Wasbek feierte. Im Laufe des Festes brach auf dem Gehöft des stellvertretenden Wehrführers Willi Nagel ein Feuer aus. Sofort machten sich die Wehrmänner auf den Weg, um zu retten, was noch zu retten war. Die Löscharbeiten dauerten bis zum nächsten Nachmittag. Ihre Schlagkraft bewies die Einfelder Wehr bereits am 4. August 1963, als sie zu einem Feuer bei der Firma Voß und Halkjär (Zimmerei) gerufen wurde. Der Schaden konnte auf 100 000 Mark begrenzt werden. Die Feuerwehr rettete Werte in Höhe von 1,5 Millionen Mark. Neben den spektakulären Großbränden waren es vor allem Entstehungs- und Kleinfeuer, die immer wieder für Arbeit sorgten. Nur selten nahmen Schadenfeuer in Privathäusern derartige Ausmaße an, wie beim Finnenhausbrand im Jahre 1956. Meistens konnten diese Feuer durch schnelles Eingreifen auf den eigentlichen Brandherd beschränkt werden. 1987 wurde die Wehr noch mal bis zum Äußersten gefordert, als sie zum Wohnungsbrand in der Straße Am Moor ausrückte. Beim Eintreffen stellte sich heraus, dass sich noch Personen im Haus aufhielten. Die Wehrmänner holten ein Kind, einen gehbehinderten Rentner und einen fast bewusstlosen Mann aus der Wohnung. Alle drei Menschen konnten gerettet werden. Die Grenzen ihrer Möglichkeit musste die Einfelder Wehr im Jahre 1983 erkennen. Ein dänischer Lkw war auf der Autobahn verunglückt. Die aus Ätznatron bestehende Ladung sollte aus dem Straßengraben geborgen werden. Die Feuerwehrmänner setzten bei dieser waghalsigen Aktion viel aufs Spiel. Ohne erforderliche Schutzanzüge musste die Wehr zu Werke gehen. Die Bilanz des Einsatzes: 8 verletzte Feuerwehrmänner, die im Krankenhaus ambulant auf Verätzung behandelt werden mussten. Dieser Einsatz zeigt die Gefahren auf, die auf jeden Feuerwehrmann lauern. Bei fast allen Großbränden in Neumünster, wie bei der Teppichfabrik, beim Kaufhaus Haka, der Holsten-Brauerei, bei der Spedition Schenker, Hermann Stock und dem Mühlenbetrieb Thode sowie beim spektakulären Brand eines Straßenzuges in der Wrangelstraße wurde die Freiwillige Feuerwehr Einfeld eingesetzt. Im Ortsteil Einfeld wird die Freiwillige Feuerwehr für alle Einsätze herangezogen. Sie wird gleichzeitig mit der Berufsfeuerwehr alarmiert. Schnelligkeit ist hier gefragt, denn es entscheiden oft Sekunden über die Schadensentwicklung. Durch die ständige technische Weiterentwicklung werden die Feuerwehrmänner nicht nur zu Brandeinsätzen gerufen, sondern müssen auch bei Hilfeleistungen jeder Art ihr Können unter Beweis stellen. |
Brand auf dem Hornungschen Werksgelände am Dosenmoor.
Dachstuhlbrand bei Familie Haupt.
Großbrand auf dem Bauernhof von Helmut Bustorff.
Auch der stellvertretende Wehrführer Willi Nagel blieb mit seinem Betrieb nicht vom "Roten Hahn" verschont.
Großbrand eines Finnenhauses im Jahre 1956. Die zweite Wohnhaushälfte konnte gerettet werden.
Bergung gefährlicher Güter nach einem Autobahnunfall.
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