Spielplatz Einfeld um 1950

Im Jahr 2007 brachte die Klasse 3c der Grund- und Hauptschule Einfeld eine besondere Projektarbeit zu Ende. Unter dem Titel "Als Oma und Opa Kinder waren - Spiele in Einfeld vor 50 Jahren" forschten die Kinder in der Einfelder Vergangenheit. In der Vorbereitung wurden Strategien entwickelt, Fragenkataloge erstellt und "ältere" Einfelder in den Unterricht und zum Interview geladen. Nach Befragen der Zeitzeugen und einem Besuch des Stadtarchivs, konnte ein umfassendes Dokument zusammengestellt werden.

Heute sieht Einfeld ganz anders aus als um 1950. Es gibt viel mehr Häuser, asphaltierte Straßen, Plattenwege und Auffahrten, die mit Steinen gepflastert sind. Wenn man durch Einfeld geht, sieht man fast keine Kinder draußen spielen. Früher haben sich immer viele Kinder draußen zum Spielen getroffen und waren oft stundenlang am Toben. Die Eltern hatten keine Angst, weil die Kinder immer in einer Gruppe fort waren. Sie haben Spiele, wie Landklauen, Marmeln, Kippel-Kappel, Cowboy und Indianer gespielt. Es wurde in den Knicks, auf den Straßen, auf den Feldern und im Einfelder Wald, dem Bondenholz, gespielt. Die Straßen bestanden aus festgetretener Erde und Sand, den sogenanntren Grandwegen. Auch bei Regen trafen sich die Kinder draußen auf dem Hof und spielten in den Pfützen mit selbstgebauten Schiffchen. Am Einfelder See bauten die Kinder Dämme und stauten Wasser. Dabei gab es oft nasse Füße.

Früher hatte man noch kein Handy, geschweige denn ein Telefon im Haus. Deshalb wurde einfach der Fußball auf dem Hof einige Mal aufgeditscht und schon kamen alle angelaufen, um zu spielen. Früher bauten sich die Kinder ihr Spielzeug selber aus Sachen, die sie draußen fanden, wie z. B. einen Eichelschießer oder den Kippel und den Kappel. Bei der Suche im Freien fanden die Kinder auch Blech und Aluminiumteile, die sie an den Schrotthändler verkauften. Für einen vollen Sack gab es 20 Pfennige. Für die Mädchen war das Sammeln von Stampversen (Oblaten) eine große Sache. Diese wurden in Heften sorgsam aufbewahrt und untereinander ausgetauscht.

Früher gab es "härtere" Strafen. Während heute bei einer Extraarbeit in der Schule etwas 20 mal zu tun ist, waren es um 1950 nach den Erzählungen 100 mal. Es gab bei Fehlverhalten Ohrfeigen von den Lehrkräften und die Kinder bekamen mit dem Stock auf die Finger. Zu Hause hatten sie "ne Jack voll gekriegt" oder die "Büx voll" bis der "Hintern juckte" oder es wurde einfach ihr Lieblingsspielzeug von den Eltern weggesperrt.

Nach Anhörung der Zeitzeugen und einer detaillierten Aufarbeitung entschieden sich die Schüler für drei Spiele. Es wurde der Stadtteil erkundet und nach geeigneten Plätzen in Einfeld gesucht, auf denen Marmeln, Landklauen und Kippel-Kappel gespielt werden kann. Es war nicht leicht, geeignete Stelle für diese Spiele zu finden. So spielten sie Kippel-Kappel am Einfelder See und Marmeln auf dem alten Sportplatz am Fuhrkamp.

Mit ihrer Lehrerin Ursula Holetzke haben Marvin, Tobias, Leonard, Anne, Simon, Marc Andre, Wlad, Denis, Mike, Yannik, Frieda, Anna, Lisa, Dominik, Luisa, Michelle, Aylin und Tim viel Spaß während der Projektarbeit, aber besonders beim Spielen gehabt und nebenbei mit der Projektarbeit einen Sonderpreis und einen kleinen Geldbetrag gewonnen. Eine Kopie der Projektarbeit mit den Spielanleitungen ist in der Stadtteilbücherei bzw. Stadtbücherei verfügbar und kann dort ausgeliehen werden.


Die Titelseite der Projektarbeit


Kippel-Kappel am Einfelder See


Marmelspiel auf dem alten Sportplatz


Kippel-Kappel am Einfelder See
(Fotos: Ursula Holetzke)