Zeitungsartikel um 1900
Natürlich denkt man bei dem Titel "Einfelder Archiv" auch an alte Bilder und an "verstaubte" Zeitungen und interessante Zeitungsartikel. Dank aufwendiger Nachforschungen und akribischer Recherche von Frauke Hildebrandt und Karin Theens vom Geschichtsverein für das ehemalige Amt Bordesholm e.V. konnten viele Zeitungsartikel von vor hundert Jahren zusammengestellt werden und sind auch im Internet unter www.geschichtsverein-bordesholm.de zu finden. Es wurden die folgenden Artikel übernommen, die über Ereignisse in Einfeld berichten und somit das damalige Leben wiederspiegeln. Die Quellen sind der Holsteinischen Courier (HC), die Kieler Neuesten Nachrichten (KNN) und das Rendsburger Wochenblatt (RW), einem Vorläufer der Landeszeitung. Die damalige Rechtschreibung wurde beibehalten. Das Titelbild ist als "Repro" einer Ansichtskarte entstanden. |
Einfeld/Neumünster, 07.02.1899: „Am gestrigen Abend traf der hier [in Neumünster] sonst um 6 Uhr 15 Min. einlaufende Kieler Personenzug mit bedeutender Verspätung ein. Die Ursache dieses späteren Eintreffens war, daß auf Haltestelle Einfeld die Pferde des Milchhändlers Herrn Bening von hier scheu geworden waren. Dieselben zerbrachen die geschlossene Schranke am Haltepunkt daselbst und gelangten so auf den Bahnkörper in der Richtung nach Neumünster zu. Aus diesem Grunde mußte der Zug zwischen Einfeld und hier mehrere Male halten, bis die Pferde, welche noch einen Theil des Wagens mitgenommen hatten, vom Bahnkörper wieder entfernt waren, worauf der Zug ungehindert weiter fuhr.“ (HC vom 09.02.1899) Voorde, 12.06.1899: „Für die Kreisthierschau hat die Königl. Eisenbahn-Direction für die Strecken ihres Bezirks Frachtbegünstigungen gewährt, wonach die ausgestellten und unverkauft gebliebenen Thiere und Gegenstände frachtfrei an die Versandtstation zurückbefördert werden, wenn durch Vorlage des Frachtbriefes für den Hinweg und bei Thiersendungen, welche nicht auf Frachtbriefe abgefertigt werden, die Duplicat-Beförderungsscheine für den Hinweg, sowie durch eine Bescheinigung des Vorstandes des landw. Vereins für das Kirchspiel Gr.-Flintbek und Umgegend nachgewiesen wird, daß die Thiere und Gegenstände ausgestellt gewesen und unverkauft geblieben sind. In den ursprünglichen Frachtbriefen über die Hinsendung sind die betr. Sendungen als ‚Ausstellungsgut‘ zu bezeichnen; auch ist ausdrücklich darin zu versichern, daß die betr. Sendungen durchweg aus Ausstellungsgut bestehen. Die Verwaltungen der angeschlossenen Privatbahnen werden wohl die gleichen Frachtbegünstigungen gewähren. Außerdem wird ein Sonderzug am Abend des 21. Juni 11.45 Uhr ab Voorde und 12 Uhr Nachts Ankunft in Kiel eingelegt werden, damit die Kieler in bequemer Weise wieder zurückfahren können. Nach Bordesholm, Einfeld und Neumünster fährt ein Zug Abends 11.28 Uhr ab Voorde.“ (KNN vom 13.06.1899) Bordesholm/Einfeld, 11.08.1899: „Ein hiesiger Radfahrer, der auf der Tour nach Neumünster begriffen war, fand gestern auf der Chaussee beim Einfelder See eine Kreuzotter. Nachdem er ihr den Garaus gemacht hatte, trat er die Weiterfahrt an. Man sieht hieraus, daß die Kreuzottern, obwohl man glaubt, daß solche in hiesiger Gegend wenig oder garnicht vorkommen, doch zuweilen anzutreffen sind.“ (HC vom 12.08.1899) Einfeld, 01.09.1899: „An Stelle des zum Herbste abgehenden jetzigen Nachtwächters ist der Arbeiter Nöhren aus Einfeld als solcher gewählt.“ (HC vom 05.09.1899) Einfeld, 04.12.1899: „In derselben Nacht wurde bei dem Hufner A. Rix in Einfeld ein Einbruchsdiebstahl ausgeführt. Durch Eindrücken einer Fensterscheibe gelangte der Dieb in die Speisekammer, erbeutete aber nur eine geschlachtete und gefüllte Ente und ein Stück Tilsiter Käse; alles Uebrige ließ er unberührt.“ (KNN vom 06.12.1899) Einfeld, 28.02.1900: „Die Gemeinden Groß-Harrie, Klein-Harrie, Einfeld, Schönbeck, Loop und Umgebungen hatten vor längerer Zeit sich mit einem Gesuch an die Königliche Eisenbahndirektion in Altona gewandt, zwecks Einrichtung einer Güterabfertigungsstelle auf dem Haltepunkt Einfeld. Zu diesem Zweck war am 27. Februar Herr Eisenbahnbetriebsinspektor Schmidt-Kiel in Sander's Gasthof am Einfelder Bahnhof anwesend, um, auf geschehene Einladung, mit Vertretern und Eingesessenen aus sämmtlichen obengenannten Gemeinden zu verhandeln. Auf dieser Versammlung fanden die umfassendsten und eingehendsten Erhebungen über den Umfang des in Einfeld einzurichtenden Güterverkehrs statt. Da aber nach dem Ausspruch des Herrn Inspektors Schmidt ohne Zuschuß von Geldmitteln Seitens der Interessenten es kaum angängig sein dürfte, die ewünschte Güterabfertigungsstelle einzurichten, werden sich die Gemeinden wohl oder übel mit der Frage beschäftigen müssen, ob sie einen, wenn auch nur mäßigen, Geldzuschuß dazu bewilligen wollen. Das größte Interesse an dem Vorhaben haben unzweifelhaft vornehmlich die auf Station Einfeld befindlichen Fabriken, sowie die Molkereien und Ziegeleien der Umgegend, die jedenfalls bereit sein würden, einen angemessenen Zuschuß zu gewähren. Wird auf Station Einfeld wirklich eine Güterabfertigungsstelle eingerichtet, ist es wohl eine unausbleibliche Folge, daß mit der Zeit von selbst noch mehr Fabriken entstehen.“ (HC vom 02.03.1900) Einfeld, 07.05.1900: „Feuer brach am Sonnabend in der Ostecke des Dosen-Moor bei Einfeld aus, das einen starken Qualm verbreitete und dessen Umsichgreifen bei dem herrschenden starken Ostwinde für das ganze große Moor und die dort aufgestapelten reichen Torfvorräthe recht gefährlich werden konnte. Die Nachmittags allarmirte Einfelder Feuerwehr rückte nach dem Brandheerde ab und ihrer energischen Anstrengung gelang es, das Feuer zu dämpfen, so daß nur ein paar hundert Quadratmeter vom Moor ausbrannten.“ (HC vom 08.05.1900) Fiefharrie, 11.06.1900: "(Strafkammer Kiel) Der zu einem früheren Termin nicht erschienene und darauf in Haft genommene 18jährige Dienstknecht Fritz Sieck aus Fiefharrie, welcher wegen schweren Diebstahls angeklagt war gelangte heute vor der Strafkammer zur Aburtheilung. Sieck, welcher noch nicht vorbestraft ist, ist geständig, im Mai 1898 dem Dienstmädchen Ewers in Bordesholm, wo er damals in Stellung war, ein Paar Schuhe gestohlen zu haben. Dann ist er in die Wohnung des Bahnwärters Andersen in Einfeld eingestiegen, wo er sich an die Sparbüchse der Kinder machte, diese auseinanderbog und etwa 1 M herausnahm. Als dieser Diebstahl ihm geglückt war, drang er nochmals in die Wohnung, nahm aus der Sparb?chse einige Nickel, von der Wand eine dort hängende silberne Uhrkette im Werthe von 12 M und einen goldenen Trauring im Werthe von 10 M. Der Staatsanwalt war der Ansicht, daß schwerer Diebstahl vorlag, da Sieck die Sparbüchse mit Gewalt aufgebrochen hatte; er beantragte deshalb gegen den Angeklagten 8 Monate Gefängniß. Da Andresen (sich) bekundete, daß die Sparbüchse aus so dünnem Blech gefertigt sei, daß sie ohne jegliche Anstrengung auseinandergebogen werden könne, hielt das Gericht nur leichten Diebstahl für vorliegend, weshalb es auf 4 Monate Gefängniß erkannte." (HC vom 13.06.1900) Einfeld, 28.08.1900: "Auf dem kurz vor Einfeld an der Kieler Chaussee belegenen Vogt'schen Bauernhofe erschien am Dienstag ein Fremder mit dem Bemerken, "es wäre Jahrmarkt." Als man dem Fremden 2 Pfg. in die Hand drückte und ihm bedeutet wurde, er möge sich entfernen, stieß er Drohungen gegen die Besitzerin der Landstelle aus, so daß die Familie in Angst schwebte, die sich steigerte, als Abends mehrere Fremde erschienen, und sich in der Nähe der Landstelle stundenlang lagerten. Einige Stunden später ging das Wohnhaus in Flammen auf. Man vermuthet, daß der Fremde, der die Drohung ausstieß, den Brand verursacht hat. Ob dies zutreffend ist, hat bis jetzt nicht festgestellt werden können, da bis zur Stunde noch völliges Dunkel über die Entstehungsursache herrscht." (RW vom 28.08.1900) Einfeld, 07.09.1900: "In der Nacht zum 6. September wurde ein frecher Einbruchsdiebstahl bei Herrn Gastwirth E. Sander hierselbst verübt. Die Spitzbuben zertrümmerten die Fenster des Pavillons bei der Badeanstalt, drangen danach in den Pavillon ein und raubten eine größere Partie Cigarren und Cigaretten, erbrachen auch den Chokoladen-Automaten und die Kasse und raubten die darin befindlichen Geldbeträge. An die in dem Pavillon befindlichen Liqueure etc. vergriffen die Spitzbuben sich nicht. In der Nähe Einfelds wurden gestern Morgen von Unbekannten Cigarren zum Kauf angeboten. Es waren dies jedoch nicht die Spitzbuben. Der Gendarm aus Bordesholm recherchirt eifrig nach den Einbrechern." (HC vom 08.09.1900) Großharrie/Kleinharrie, 07.09.1900: "Die Kaiserliche Post-Verwaltung leitete kürzlich in den Gemeinden Groß- und Klein-Harrie Verhandlungen ein behufs Schaffung einer Telephon-Anlage mit Neumünster unter Berücksichtigung von Einfeld. Die Herstellungskosten werden für die Gemeinden auf 80 M berechnet, wovon Gr.-Harrie zwei Drittel, Klein-Harrie dagegen nur ein Drittel tragen sollten. Die Gemeinde Klein-Harrie erklärte sich bereit, den Theil der auf sie entfallenden Kosten zu tragen, Groß-Harrie lehnte ab, was zur Folge hatte, daß die Ausführung des Projekts scheiterte." (HC vom 08.09.1900) Einfeld, 19.09.1900: "Die Acetylen-Gasbeleuchtung erobert sich immer mehr Terrain, und namentlich auf dem Lande, wo keine Gasbeleuchtung zur Verfügung steht, findet man jetzt häufig in Wirthschafts-Etablissements Acetylengas-Anlagen. Auch hier in Einfeld ist eine solche Anlage eingerichtet, und zwar in Herrn Sander's Gastwirthschaft zum Einfelder Bahnhof. Daß das Sander'sche Lokal dadurch ganz bedeutend gewonnen hat, ist Jedem klar, der den Unterschied zwischen der jetzigen und der früheren Beleuchtung gesehen. Die Acetylengas-Anlage funktionirt tadellos und speist die Flammen zur Beleuchtung der Gastwirthschaft, Veranda, Kegelbahn, Durchfahrt usw." (HC vom 20.09.1900) Bordesholm, 09.10.1900: "Am heutigen Tage wurde der letzte Fischzug durch den See gethan. Derselbe ergab noch eine schöne Anzahl guter Aale. Wenn auch der Fischfang in diesem Jahre beträchtlich nicht genannt werden kann, so dürfte dennoch der Pächter mit Leichtigkeit auf seine Kosten kommen, da allein für ca. 150 M Angelkarten ausgegeben wurden und noch der Rethschnitt die gleiche Summe einbringt. Von morgen ab sind die Fischer des Herrn Bening mit dem Abfischen des Einfelder Sees beschäftigt." (HC vom 11.10.1900) Einfeld, 10.10.1900: "Ein junger Herr aus Neumünster fuhr heute auf der Chaussee von Bordesholm nach Neumünster per Rad. Als er kurz vor dem Bahnhof Einfeld sich befand, schoß ein dort in der Nähe sich befindender Jäger auf Rebhühner. Der Zufall wollte es, daß ein Huhn, welches angeschossen war, niederfiel und dem Radfahrer zwar nicht in den Mund, aber direkt in die Arme gelangte. Der Radfahrer hielt das Huhn fest und lieferte es in der Gastwirthschaft des Herrn Sander, Einfelder Bahnhof, ab." (HC vom 13. 10.1900) Schönbek, 11.03.1901: "Einem Hufner aus Schönbek, der auf dem Freitagsmarkt in Neumünster mehrere Ferkel gekauft hatte, entsprang während der Rückfahrt eines derselben. Erst nach langer Suche war es möglich, das Thier bei der Einfelder Schanze einzufangen." (HC 13.03.1901) Einfeld, 16.04.1901: [Strafkammer Kiel] "Eine blutige Schießerei, die sich in der Neujahrsnacht am Einfelder See ereignet hat, führte heute den Arbeiter Johannes Offen unter Anklage. Er war 1. beschuldigt, den Dienstknecht Heinrich Paustian bei einem Angriff, den er auf diesen unternommen hat, mit einem Revolver verletzt zu haben, und 2. war er wegen Schießens an einem von Menschen bewohnten Ort angeklagt. Die Neujahrsnacht feierte Offen bei dem Arbeiter Busch in Einfeld. Um 12 Uhr gab er einige Freudenschüsse am Einfelder See ab und dann ging er wieder zu Busch hinein, wo es Schnaps und Biergab. Hier kam alsbald auch der beim Hufner Voß dienende Paustian an, mit dem Offen bald in eine Streiterei gerieth. Als Paustian fortging, um sich nach Hause zu begeben, kam Offen ihm sogleich nach und feuerte ohne Weiteres fünf Schüsse auf ihn ab. Der eine hiervon streifte den rechten Arm und eine Kugel ging in den linken hinein und verursachte eine erhebliche Verletzung, so daß Paustian zunächst bei seinem Dienstherrn, und dann, als eine Entzündung hinzutrat, in den Akademischen Heilanstalten zu Kiel krank liegen mußte. Der Arm ist noch nicht ganz wiederhergestellt. Mit Rücksicht auf die von Offenbewiesene enorme Gefühlsrohheit beantragte der Staatsanwalt gegen ihn 5 Jahre Gefängniß und 4 Wochen Haft. Das Urtheillautete auf 2 Jahre 6 Monate Gefängniß und 4 Wochen Haft. Die Haftstrafe wurde für verbüßt erklärt. Offen nahm das Urtheil an." (HC 18.04.1901) Einfeld, 03.07.1901: [Schwurgericht Kiel] "In einer Sitzung, die von 10 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends dauerte, hatte das Schwurgericht heute gegen den Landmann Christian Vogt, dessen Ehefrau Margarethe und den Metalldreher Wuschak wegen Brandstiftung und Betruges zu verhandeln. Die Angeklagten haben zuletzt in Neumünster in der Christian-Straße gewohnt. Vogt besaß vordem eine Landstelle in Einfeld, die er vor 2 Jahren für 23.000 M gekauft hatte, bei 5.000 M Anzahlung. Da ihm Hypotheken gekündigt wurden, gab er einige Parzellen von seinem Besitz an die Landleute Timm, Sachau und Wriedt ab, wofür er annähernd 10.000 M erhielt. 30 Tonnen verblieben ihm etwa. Das bei dem Verkauf erzielte Geld führte Justizrath Schlichting an die Gläubiger ab. In der Nacht zum 22. August 1900 brannte nun das Wohnhaus Vogt's ganz plötzlich ab; außer dem Vieh und etwas Futter konnte nichts gerettet werden. Die Norddeutsche Feuerversicherung hatte darauf 4.800 M an Vogt auszuzahlen. Dem Agenten der Gesellschaft, Gastwirth Wendt in Neumünster, welcher in der Brandnacht noch in Einfeld erschien, kam es gleich merkwürdig vor, daß absolut nichts gerettet sein sollte, weshalb er ein wachsames Auge auf die Vogt'schen Eheleute und den bei ihnen wohnenden Wuschak richtete. Allmühlich brachte Wendt in Erfahrung, daß alle Drei Sachen trugen und bei sich führten, die sie vor dem Brand besessen hatten und die als durch das Feuer vernichtet angegeben und deshalb von der Versicherung bezahlt worden waren. Es wurde nun eine Untersuchung eingeleitet und die Folge war, daß man Vogt und Wuschak im Februar bezw. März d. Js. in Haft nahm. Es stellten sich nämlich nach und nach allerlei Verdachtsgründe heraus, die darauf hindeuteten, daß eine Brandstiftung vorliege. Wie in Erfahrung gebracht wurde, hat kein Mensch gesehen, daß von den Abgebrannten überhaupt Versuche unternommen sind, irgend etwas zu retten. Weiterhin war verdächtig, daß Vogt die Stelle durch Parzellirung sehr verkleinert hatte, daß die Gebäude für den nachbleibenden Theil viel zu groß waren u.a.m. Die Angeschuldigten gaben im Laufe der Voruntersuchungen den gegen die Versicherungs-Gesellschaft verühbten Betrug zu. Sie haben zahlreiche Haushaltungsgegenstände, Möbel, Goldsachen usw. beim Ausbruch des Brandes gerettet und auf dem Boden der Scheune unter Heu und Stroh versteckt. Daß sie das Haus selbst angezündet, bestritten sie. Sie gaben vielmehr an, daß ein Handwerksbursche wohl die Brandstiftung aus Rache verübt habe. Derselbe war ihrer Angabe nach bei ihnen gewese und hatte um 50 Pfennig gebeten. Als er abgewiesen wurde, soll er Drohungen ausgestoßen haben. Bei dieser Aussage bleiben die Angeklagten auch in der heutigen Verhandlung. Von zahlreichen Zeugen wird bestätigt, daß sie die drei Angeklagten und die Vogt'schen Kinder bekleidet und unthätig dem Feuer zusehend, angetroffen haben. Weiter läßt sich aber auch nichts feststellen. Einige Zeugen meinen, daß noch etwas hätte gerettet werden können, andere bezweifeln dies. Die geretteten und der Versicherung verheimlichten Sachen sind von den Angeklagten in Kisten und Kasten verpackt nach Magdeburg gesandt. Da Vogt hier nicht hat unterkommen können, hat er die Sachen nach Neumünster kommen lassen, wo sie ihm und seinen Komplizen zum Verräther wurden. Nach dem Brande hat Vogt seine Stelle für 15.500 M an den Bruder des Maklers Jensen, der die Parzellirung vermittelt hatte, verkauft. Es wird dies als ein recht hoher Preis bezeichnet. Der Staatsanwalt hielt gegen alle drei den Vorwurf der vorsätzlichen Brandstiftung aufrecht. Er beantragte, die diesbezügliche Schuldfrage unter Ausschluß mildernder Umstände zu bejahen. Ebenso beantragte er Bejahung der Schuldfrage wegen des von den Angeklagten selbst zugegebenen Betruges. Die Vertheidiger, Rechtsanwalt Fallgrube-Hamburg für die Vogt'schen Eheleute und Rechtsanwalt Bock-Kiel für Wuschak, beantragten, weil absolut nichts nachgewiesen, Freisprechung von der Brandstiftung, bei Bejahung des Betruges Zubilligung mildernder Umstände. Die Geschworenen hielten Vogt unter Ausschluß mildernder Umstände, die Frau mit Zubilligung derselben nur des Betruges gegen die Versicherungsgesellschaft für schuldig; von der Anklage der Brandstiftung wurden sie freigesprochen. Ebenso Wuschak. Letzterer wurde nur der Beihilfe zum Betruge schuldig gesprochen. Der Staatsanwalt beantragte gegen Vogt 1 Jahr Gefängniß und 500 M Geldbuße event. 100 Tage Gefängniß, gegen Frau Vogt 9 Monate Gefängniß und entsprechende Geldstrafe, gegen Wuschak 6 Monate Gefängniß. Die Vertheidiger traten für mildere Strafe und volle Anrechnung der Untersuchungshaft ein. Das Urtheil setzte folgende Strafen fest: gegen Vogt 6 Monate Gefängniß und 500 M Geldbuße event. 100 Tage Gefängniß, gegen Frau Vogt 3 Monate und gegen Wuschak 2 Monate Gefängniß. Dem Angeklagten Vogt wurden 4 Monate der Untersuchungshaft als verbüßt angerechnet und Wuschak's Strafe ward als gänzlich verbüßt erklärt. Die Frau, welche erst am 26. Juni verhaftet ist, wird die Strafe voll absitzen müssen. Des Weiteren beschloß das Gericht, den Haftbefehl gegen sämmtliche Angeklagten aufzuheben. Die drei wurden daher vorläufig auf freien Fuß gesetzt." (HC 05.07.1901) Einfeld, 09.07.1901: "Wie verlautet, beabsichtigt man, hier dem Bau einer neuen Schule näher zu treten. - Die Badeanstalt des Herrn Sander übt in dieser Zeit des Hochsommers eine bedeutende Anziehungskraft aus, in ganzen Schaaren sieht man die Erfrischungsbedürftigen sich dort in dem klaren Wasser tummeln. Besonders sieht man auch jetzt viele Damen die Gelegenheit benutzen, sich hier durch ein Bad zu erfrischen und zu kräftigen." (HC 11.07.1901) Einfeld, 06.11.1901: "In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde auf der Kiel-Neumünsteraner Chaussee ein Überfall verübt. Ein 52 Jahre alter Mann wurde in der Nähe der Einfelder Schanze von zwei Strolchen überfallen, welche die Absicht hatten, ihn zu berauben. Der Ueberfallene erlitt recht erhebliche Verletzungen. Als sich Menschen näherten, entflohen die Thäter in der Richtung Neumünster." (HC 07.11.1901) |