Adressen A-Z > Besonderes in Einfeld > Aufgabe von Hof Heeschen - Dorfkern ohne Landwirtschaft

Noch im Jahr 2022 „geistert“ in den Köpfen das *Dorf Einfeld* herum … mit vielen Bauernhäusern, Ackerland, Viehbestand und eigenem Wappen. Selbst nach der Eingemeindung der Großgemeinde Einfeld im Jahr 1970 war der Dorfcharakter mit der Landwirtschaft noch teilweise sichtbar. Aber nach und nach verschwanden die Höfe, zogen vom ehemaligen Dorfkern an den Rand des Stadtteils oder wurden aufgegeben und wichen einer Wohnbebauung. Als ein Beispiel soll hier der Hof Heeschen vorgestellt werden, der von Beginn an als Vollhufe galt.
 
Dank dem Reesdorfer Landwirt und Historiker Claus Reese (1932-2019) und seinen umfangreichen Aufzeichnungen für das ehemalige Amt Bordesholm können wir im Jahr 1606 mit Jochim Heeschen (Hesche) beginnen. Insgesamt 12 Generationen folgten und sehr häufig findet man bei den Erben des Hofes den Vornamen Carsten (Heeschen). In der Auflistung sind es die Jahre 1630-1664, 1713-1724, 1763-1787, 1814-1853, 1885-1953 sowie zum Schluß ab 1965 bis 1992.
 
Beim *Geschichtsverein für das ehemalige Amt Bordesholm* findet man im Archiv neben alten Landkarten von Einfeld auch eine Beschreibung des Hofes Heeschen mit all seinen Gebäuden. Insgesamt fünf sind aufgelistet. Gemäß der Gebäudesteuerunterlagen von 1867 (siehe LASH) gehörten Wohngebäude (EIN-09A), Back- und Waschhaus (EIN-09C), Schweinestall (EIN-09D), Scheune (EIN-09B) und Kate bzw. Altenteil (EIN-09E) dazu. Das Arrangement der Gebäude konnte man es als Vorzeigeobjekt bezeichnen, das sogar in der Nordschau eine Reportage wert war. Auch das jährliche Hähnewettkrähen des hiesigen Vereins (RGZV) fand dort statt.
 
Leider war Ende der 80er bzw. Anfang der 90er die Frage zustellen, wie es zur damaligen Zeit allgemein mit der Landwirtschaft weitergehen sollte. Ein solcher Hof wurde wegen die Größe mehr und mehr unrentabel, eine Vergrößerung wäre unbedingt erforderlich gewesen. Aber die Wohnbebauung in der Dorfstraße bzw. Einfeld war so weit fortgeschritten, dass es unmöglich schien. Carsten (1939-2018), besser als Jochen bekannt, war mit der Ehefrau Annegret (1945-2022) gezwungen den Hof aufzugeben. U. a. waren die sogenannten Emissionen, Lärm- und Geruchsbelästigung, hinderlich an einer notwendigen Vergrößerung des Hofes.
 
So beschlossen beide 1990 die Bauernstelle aufzugeben. Die Zukunftspläne wurden neu geschmiedet. Es kam zum Abriss aller Gebäude und es entstanden insgesamt sechs Wohnhäuser auf dem Grundstück. So bekamen die drei Töchter des Ehepaares je ein Teilgrundstück für ein eigenes Einfamilienhaus. Und was ist das besondere am neuen Haus von Jochen und Annegret? Natürlich ein Esszimmer, das in der Form an die Bauerndiele erinnert. Es bietet Platz für einen Esstisch, an dem wirklich alle Familienmitglieder inklusive der Enkelkinder ihren Platz finden konnten.
 
Und … auf jeden Fall konnte ein Traktor samt Anhänger seinen Platz zwischen den neuen Wohngebäuden finden. Das Ackerland wurde zwar verpachtet, aber ein Teil des Bondengehölzes sollte weiterhin in Eigenregie gehegt und gepflegt werden. Beim Frühjahrsputz der Feldmark durch die hiesigen Landwirte kam und kommen Traktor und Anhänger stets zum Einsatz. Während im Jahr 2022 noch die Höfe von Nohrden, Schröder und Wulf am Rande des Stadtteils existieren, sind andere wie z. B. Hof Schweede und Hof Busdorf ganz verschwunden. Gelegentlich erinnern die Umrisse von neuen Gebäuden bzw. Gebäudeteilen an einen der Bauernhöfe oder auch an die alten landwirtschaftlichen Silospeicher. Es sind kleine Details, die an die vergangene Geschichte der Landwirtschaft im Dorfe Einfeld erinnern.

Quellen: (1.) Landesarchiv Schleswig-Holstein (LASH) Abt. 309 - Gebäudesteuerunterlagen 1867 Nr. 171 (2.) Ausarbeitungen des Historikers Claus Reese, veröffentlicht beim Geschichtsverein vom ehemaligen Amt Bordesholm (GVB) - erschienen im Jahrbuch 2018 (3.) Archiv der Familie Heeschen mit umfangreichem Kartenmaterial, Aufzeichnungen und historischen Fotos (4.) Das Titelbild stammt aus dem Buch *Neumünster in Luftbildern* von Dietrich Weldt (1923-2019) erschienen 1985 im Verlag Gerhard Rautenberg. (5.) KN Zeitungsartikel vom 06.01.98 "Neubau wie ein altes Bauernhaus"

Luftbildaufnahme aus dem Jahr 1985 (Archiv GVB)

Der Hof Heeschen einige Jahre vorm Abriss (Archiv GVB) 

Einfeld mit alten Namen der Flurstücke (Archiv Heeschen)

Katasterauszug zeigt die Lage vom Hof Heeschen (Archiv GVB)

Zwei der Seiten über Hof Heeschen im GVB Jahrbuch 2018

Der Rundbau soll an die Silos des Hofes Nohrden erinnern.