Mitte der 80er Jahre „vollzog“ sich der 2. Generationswechsel in der Einfelder Finnenhaussiedlung. Die Eigentumsverhältnisse änderten sich, auch weil das Bundesvermögensamt den Verkauf aller Häuser anstrebte und durchführte. Die Monatsmiete lag unter 200 DM und der Verkaufspreis betrug um die 100.000 DM.

Im Bollbrück, dem ehemaligen Tannenweg, war es Taubenzüchter Erwin Boller, der sich wünschte Alt und Jung zusammenzubringen. Und er schaffte es, ein Organisationsteam zu initiieren. So wurde am 10. Juli 1993 mit einem Planungszeitraum von 12 Monaten ein einmaliges Straßenfest auf die Beine gestellt.

Das vierköpfige Team teilte sich professionell die Aufgaben und es konnten tolle Angebote für die Anwohner und Gäste geboten werden. So startete der Tag mit einem Kinderflohmarkt, der in eine Bollbrück-Kinderrallye überging. Über 2.500 Gewinne waren zusammengetragen worden und knapp 200 Kinder nahmen an dem Wettbewerb teil. 

Für die Erwachsenen waren auch Spiele organisiert. Das Luftgewehr-Schießen war der Renner. Aber auch Bierpils und Grill sowie Kaffee und Kuchen waren im Angebot. Der Tag klang erst in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages aus. Zehn Fässer Bier waren geleert und alles andere war auch verkauft. So waren 3.600 DM für vier Einrichtungen in Einfeld zusammengekommen.

Alle waren stolz auf ihre Leistung und freuten sich riesig über eine Danksagung in zwei Zeilen auf Seite 2 der hiesigen Wochenzeitung. Leider fiel die eigene, interne Feier etwas kleiner aus, weil die Fässer geleert waren. Aber ein jeder öffnete seinen Vorratskeller und so wurden nach der großen Feier viele Gespräche geführt und so manche Gerstenkaltschale geleert. 

Das war der Start der Straßengemeinschaft Bollbrück. Über viele Jahre wurde zu Ostern eine interne Kinderrallye organisiert, bei der die Kinder Ostereier zu suchen hatten. Diese wurden gesammelt und danach gerecht verteilt. Die Erwachsenen brachten eigene Getränke mit, die nicht immer aus Kaffee und Wasser bestanden.

Ein Highlight der SG war ein Kuhfladen-Roulette. Aber als ein ganz besonderes kann der Einfelder KrimsKram bezeichnet werden. Der Flohmarkt mit kulinarischem Teil stand unter der Schirmherrschaft des Stadtteilbeirates. Knapp 30 Mitglieder der SG Bollbrück halfen beim Auf- und Abbau. Insgesamt zehn Veranstaltungen wurden durchgeführt.
Die Straßenfeste der SG Bollbrück wurden vermehrt in den Garten verlegt. Auch Familienfeste wurden für den Bollbrück zum Anlass genommen, um gemeinsam zu feiern. Und es waren in den folgenden Jahren etliche „runde“ Geburtstage und Jubiläen. 

Nicht nur durch die Pandemie hatte sich das Gemeinschaftsleben im Bollbrück in den letzten Jahren reduziert. Im Augenblick findet der 3. Generationswechsel im Bollbrück statt. Einen gewissen *Restart* für die SG gab es im August 2022. Hannelore sowie Werner Knapp baten zum Kranzbinden und tags darauf zur Teilnahme am Polterabend von Cora und Daniel Müller. Die Resonanz der SG Bollbrück war riesig.
Eine Straßengemeinschaft mit drei bzw. vier Generation ist wichtig. Helfen und unterstützen unter den Häusle-Besitzer*innen ist sehr erwünscht. Leider ergibt die Hilfe selten eine Zeitersparnis. Durch die Unterstützung, die helfende Hände, werden aus angenommenen sechs Stunden Arbeit .… eine. Aber das daran anschließende Gemütliche Beisammensein schluckt die gewonnen fünf Stunden. Schade, oder?