Geschichtlich > Handel und Wandel > Landwirtschaft in Einfeld von 1945 bis 2012
Nach Kriegsende mangelte an Vielem, was man sich im Jahr 2012 für Schleswig-Holstein nicht mehr vorstellen kann. Aber Einfelder Zeitzeugen können über dies und die Entwicklung der Landwirtschaft in der Nachkriegszeit berichten. Carsten Heeschen und Dieter Schweede sind während des zu betrachtenden Zeitraumes aufgewachsen und haben Bauernhöfe übernommen, die sie weiter im Familienbesitz bis zur Aufgabe hielten. Bei ihren Erzählungen fällt auf, dass in den Anfangsjahren ihrer Kindheit ein unterschiedliches Umfeld vorhanden war. Das kleine Dorf scheint riesig gewesen zu sein. Kleine Entfernungen waren groß, denn das Auto des kleinen Mannes, das Fahrrad, fehlte. Das erste Auto im Dorf fuhr der Opa von Mehrens. In Einfeld lebten die Landwirte von Ackerbau und Viehzucht. Gewisse Privilegien, wie Milchpfennig und Dieselölverbilligung Mitte der 50er Jahre, wurden den Bauern zugestanden, um die Bevölkerung ernähren zu können. Sowohl Carsten als auch Dieter wurden früh in die Arbeit auf dem Bauernhof eingebunden. Morgens und abends waren die Kühe mit der Hand zu melken. Wenn die Tiere auf der Weide standen, wurden die Kühe mehrmals am Tag mit Wasser versorgt – per Handpumpe und auch vor dem Schulbesuch. Die Rindviecher waren zu hüten, damit sie nicht ausbüxten und in die Getreidefelder gingen. Es gab keinen Elektrozaun wie heute. Nur Buschwerk und einfacher Stacheldraht halfen, wobei es kaum Holzpfähle gab, denn das Holz wurde vorrangig zum Heizen gebraucht. Das Gras für die Heuernte wurde mit dem und zwischen das Getreide ausgesät, eine Doppelnutzung des Ackers war gewährleistet. Die Bauern hatten bei der Gras-bzw. Klee-Mahd vorgegebene Zeiten zu beachten und das Trocknen war nicht immer einfach. Bei der Arbeit auf dem Feld wurden Pferde eingesetzt. Eigentlich arbeitete jeder Bauer mit seiner Familie für sich, aber beim Stalldungverteilen per Hand als Beispiel packte man auch beim Nachbarn mit an. Gelegentlich lieh man sich Geräte gegenseitig aus. Ende der 50er Jahre wurde ein Gemeindebulle für alle gekauft. Im Laufe der Jahre wurden mehr und mehr Maschinen und Fahrzeuge angeschafft - so für die Stallmistkette, dann Dreschmaschinen und Mähdrescher, Sammelpressen, Feldhäcksler und Schwadmäher, Drillmaschinen und Düngestreuer, Hackfruchterntemaschinen, Schlepper und Maschinen zur Schädlingsbekämpfung. Jede Verbesserung der Geräte wurde von den Bauern als weitere Erleichterung der Arbeit begrüßt. Selten aber wurde eine Anschaffung der Geräte gemeinsam gemacht. Die Mechanisierung war die große Zeit von den Berufen Stellmacher und Schmied. Ohne sie und ihrem Einfallsreichtum ging bei notwendigen Reparaturen nichts mehr. Die Pferde wurden für die Arbeit auf dem Felde immer weniger benötigt und Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre abgeschafft. Auf einem Einfelder Bauernhof mit ca. 5.000 qm Grundfläche wurde es durch Erweiterungsbauten für Tiere, Geräte und Maschinen eng. Zusätzlich wurde für die Flüchtlinge aus Ostpreußen und Pommern viel gebaut und besiedelt. Ackerflächen wurden dafür gekauft und durch die Gemeinde erschlossen. Auch war die von den Bauernhöfen ausgehende Lärm-Emission ein Problem. Die Zahl der Bauernhöfe sank in Einfeld. Zählte man in der 30er Jahren inklusive dem Ortsteil Stover noch knapp 40 so waren es zum Ende des Betrachtungszeitraumes noch knapp 10. Viele der Höfe wurden verkauft und es entstanden Ein- und Mehrfamilienhäuser an ihrer Stelle. Mit der Eingemeindung 1970 zählten die zehn Höfe vom Ortsteil Stover nicht mehr zum neuen Stadtteil Einfeld. Seit Frühjahr 1988 sammeln die Einfelder Landwirte mit vielen freiwilligen Helfern den Unrat in Einfeld auf. Beim Frühjahrsputz streifen sechs Gruppen mit Traktor und Anhänger durch die Feldmark. Ausgangspunkt war anfänglich Hof Nohrden, danach Hof Heeschen und augenblicklich ist es Hof Schröder. Zum Abschluss erwartet die Helfer eine heiße Erbsensuppe. Privilegiertes Bauen im Außenbereich des Stadtteils und die genannten Probleme führten dazu, dass die letzten Bauernhöfe in den 90er Jahren aus dem Einfelder Dorfkern „verschwanden“. Hof Wulf siedelte um an den Nordrand, Hof Schröder an den Westrand und Hof Nohrden an den Südwestrand von Einfeld. Die Höfe von Carsten Heeschen und Dieter Schweede wurden aufgegeben und machten Platz für neue Wohngebäude, für sich und die erwachsenen Kinder. Um die alten Bauernhäuser der umgesiedelten Landwirte und die weitere Nutzung der Gebäude gab es noch „heftige“ Diskussionen, die in den unten genannten Zeitungsartikeln, unter 1. aufgelistet, nachzulesen wären. Der Hof Faß in der Uferstraße wurde im Jahr 2013 verkauft und der Abriss begann. Quellen: (1.) Zeitungsartikel KN vom 06.01.98 „Neubau – wie ein altes Bauernhaus“ und HC vom 28.01.98 „Asbest im Hof Nohrden“ (2.) Zeitungsartikel „Der Eisengaul als Erntehelfer“ Kieler Nachrichten vom 27.01.2011 (3.) „25 Jahre Flurbereinigung in S-H“ herausgegeben vom Ministerium Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (MELF) im Jahr 1980 (4.) „10 Jahre Landwirtschaftsgesetz in S-H“ herausgegeben vom MELF im Juni 1965 (5.) Teillandschaftsplan für den Bereich rund um den Einfelder See aus dem Jahr 1991 |