Adressen A-Z > Bemerkenswert in Einfeld > Lebensmittelgeschäfte zwischen 1955 und 2010
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Nahversorgung... ist der Fachbegriff, wenn man heute von der täglichen, stadtteilbezogenen Bedarfsdeckung der Bevölkerung spricht. Im Jahre 2008 bzw. 2009 wurde im Stadtteil Einfeld ein Lebensmittelmarkt neu errichtet, während zwei "alte" geschlossen und abgerissen wurden. In der Einfelder Straße wurde "Liebenberg" bereits 2001 geschlossen und im Juli 2009 endgültig abgerissen. In der Dorfstraße konnte der Lebensmittelmarkt nicht erweitert werden. Es fehlten auch zusätzlich notwendige Parkmöglichkeiten. So wurde im Roschdohler Weg ein neuer "Frischemarkt" mit mehr Fläche und Parkplätzen errichtet. Der Markt in der Dorfstraße wurde im Februar 2010 abgerissen und wich einer Wohnanlage mit 14 Eigentumswohnungen, dem "Seedomizil Einfeld". Werfen wir einen Blick zurück, in die gute, alte Zeit. |
Dieses Haus kaufte Wilhelm Riecken 1957 ... | ... baute das Lebensmittelgeschäft weiter aus ... | ... und verpachtete den Kleinbetrieb 1969. |
Diese Fotos entstammen der Internetseite und Ahnenforschung riecken-online.de und verdeutlichen den anfänglichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft - auch in Einfeld.
Wenn man sich die nebenstehenden Anzeigen ansieht, fallen einem gleich zwei Dinge auf. Zum einem die alten Einfelder Straßennamen, auch im Jahr 2012 bei den "alten" Einfeldern immer noch sehr geläufig. Und im Gegensatz zur heutigen Lage und Anzahl der Geschäfte gab es in Einfeld sehr viele Lebensmittelmärkte. Nicht betrachtet werden hier die vielen Hausläden, die besonders in den Finnenhäuser zu finden waren.
Apropos Finnenhäuser - bei der Planung der Finnenhaussiedlungen in Schleswig-Holstein Mitte des Jahres 1941 ermittelte man auch besondere Notwendigkeiten. So wurde folgende Aufstellung von Geschäften des täglichen Bedarfs für die Siedlungen gemacht und mit in die Planung der Siedlung aufgenommen. So waren es drei Lebensmittelgeschäfte, davon ein Fischgeschäft, eine Drogerie, ein Bücher- und Schreibwarenladen, eine Milchverteilstelle, ein Schuster, ein Herren- und Damenschneider, zwei Schlachter, zwei Herren- und Damenfrisöre, ein Fahrradmechaniker und ein Elektriker zugleich für Radio. Die Einwohnerzahlen zwischen 1960 und 1970 ergaben für ganz Schleswig-Holstein eine Bevölkerungszunahme von 0,38 %, in Einfeld aber waren es 2,3 %. Daraus errechnete sich, daß Einfeld bis 1980 etwa 9300 Einwohner zählen würde. Die steigende Bevölkerungszahl belebte natürlich auch die Wirtschaft des Ortes, woraus vor allem zunächst der Kleinhandel und die Handwerker Gewinn zogen.
So verzeichnete man die Zunahme solcher Betriebe von *29* im Jahre 1935 auf etwa *100* in den ersten Nachkriegsjahren und *250* im Jahre 1969. Als Ziel setzten sich die Gemeindevätern anstelle einer zunehmenden Betriebszahl, eher eine Erhöhung der Betriebskapazität der vorhandenen Unternehmen und die Neuansiedlung größerer Betriebe zu erreichen. Als ein Beispiel der Entwicklung hier in Kürze die Geschichte von Wilhelm Riecken. Im Jahre 1957 verpachtete er die Gaststätte "Zur Linde" in Bordesholm und kaufte ein Lebensmittelgeschäft in der Einfelder Bahnhofstraße. Das Geschäft wurde immer weiter ausgebaut. Wegen Erreichens des Rentenalters kam 1969 die Aufgabe und Verpachtung des Betriebes. Und das gerade rechtzeitig, weil das Betreiben eines solchen Kleinbetriebes immer schwieriger wurde. 1985 verkaufte Wilhelm Riecken das Einfelder Grundstück an seinen Sohn Jürgen. Trotz der weiter wachsenden Bevölkerungszahlen verschwanden immer mehr Geschäfte in Einfeld. Schließlich wurde ab 2002 die Nahversorgung der Bevölkerung im Stadtteil Einfeld nur durch den Frischemarkt an der Dorfstraße gewährleistet. Dieser Markt hatte eine Verkaufsfläche von rd. 600 m² und auf dem ca. 2.000 m² großen Grundstück standen ca. 25 Kundenparkplätze zur Verfügung. So entstand die Planung über die Verlagerung des Lebensmittelmarktes auf das Gelände im Roschdohler Weg. Es sollte ein neuer, den Anforderungen entsprechender Frischemarkt mit einer Verkaufsfläche von 1.200 m² errichtet werden. Der neue Standort sollte nicht nur mit dem Pkw, sondern auch fußläufig aus dem Stadtteil Einfeld gut erreichbar sein. Andere, vergleichbar geeignete Standorte standen im zentralen Bereich des Stadtteils Einfeld nicht zur Verfügung. Die Stadt Neumünster unterstützte das Bemühen des Betriebes um einen neuen, zukunftsfähigen Standort, da mit der geplanten Betriebsverlagerung und -vergrößerung ein Beitrag zur Sicherung und zum Ausbau der stadtteilbezogenen Nahversorgung geleistet würde. Da es sich lediglich um die Verlagerung eines bereits bestehenden Marktes handelte, ging die Stadt Neumünster davon aus, dass die Errichtung dieses neuen Einzelhandelsgeschäftes für die Innenstadt und die sonstigen Einkaufsbereiche wettbewerbsmäßig unproblematisch wäre und somit nicht zu einer Schädigung bestehender Versorgungsstrukturen führen würde. Aus einer Übersichtskarte der Stadtverwaltung Neumünster über die Verteilung der Nahversorgungsstandorte im Neumünsteraner Stadtgebiet ist eindeutig ersichtlich, dass der nördliche Stadtteil ohne eine entsprechende Nahversorgungseinrichtung für die tägliche Bedarfsdeckung unterversorgt wäre. Der Frischemarkt stellt die einzige Lebensmitteleinzelhandelseinrichtung für Einfeld dar. Dieser Standort, so stellt die Verwaltung der Stadt Neumünster fest, sollte gefestigt und geschützt werden, damit die Versorgung des Stadtteils mit seinen knapp 8.000 Einwohnern in fußläufiger Entfernung - gerade auch für ältere oder nicht mobile Mitbürger - erhalten bliebe. Im Jahr 2010 ist festzuhalten, daß im Stadtteil Einfeld der Hausladen nicht "ausgestorben" ist und noch existiert. Auch sind gängige Lebensmittel des täglichen Bedarfs in den Geschäften von Bäckern und Schlachtern zu finden und zu kaufen. Quellen: (1.) Stadt Neumünster - Bebauungsplan 218 und dazu gehörende Dokumente aus den Jahren 2006 und 2007 (2.) "Einfelder Notizen - Sonderausgabe zur 825 Jahr-Feier" aus dem Jahr 1969 (3.) "Jahrbuch für Heimatkunde im Kreis Plön - 2003" - "Die Finnenhaussiedlungen" - von Peter Plischewski (4.) Familienforschung Riecken, Wilhelm Riecken, 1907 - 1986, und Familie - unter www.riecken-online.de (5.) "Kreis Rendsburg - Geschichte - Landschaft - Wirtschaft" herausgegeben vom Wirtschaftverlag Gerhard Stalling AG, Oldenburg, im Jahr 1962.
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