Geschichtlich > Handel und Wandel > Landwirtschaft von 1900 bis 1944
Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der Landwirtschaft mehr und mehr Maschinen angeschafft und eingesetzt. Die Dampfmaschinen begannen die Arbeitskraft der Menschen und Pferde zu ersetzen. Die Firma Lanz aus Mannheim baute sehr erfolgreich Lokomobile mit Heißdampfsystem sowie Dampfdreschgarnituren und Strohpressen. Im Jahr 1904 wurde von der Firma die Nr. 10.000 der Groß-Dreschmaschine gefertigt. Der spätere „Lanz Bulldog“ wird zum Inbegriff für „Eisengäuler“ in der Landwirtschaft.
Mit der fortschreitenden Mechanisierung verbunden waren aber auch schwere Unfälle. So wurde in Einfeld am 06.10.1902 der Knecht des Ortsvorstehers C. Heeschen beim Einfahren der zur Dreschmaschine gehörenden Strohpresse in die Scheune der Brustkasten eingedrückt. Der sofort herbeigerufene Dr. Rendtorf aus Bordesholm konnte nur noch den Tod des Knechtes feststellen. Im Jahr 1904 fiel am 14.10. auf dem Hof des Hufners Timm eine Arbeiterfrau beim Dreschen mit der Dampfdreschmaschine so unglücklich, dass sie einen Schädelbruch erlitt. Für Arbeitnehmer gab es aufgrund der Bismarck´schen Sozialgesetze eine Landwirtschaftliche Unfallversicherung (LUV) sowie landwirtschaftliche Ortskrankenkassen. Der Versicherungsschutz für die landwirtschaftlichen Unternehmer in der LUV gab es erst ab 1939. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Einfeld viel gebaut, denn Bauland war ausreichend vorhanden. Erbauseinandersetzungen, Parzellierungen und die Änderung der Einstellung zum Besitz infolge städtischen Einflusses ermöglichten den Landkauf. So berichtet am 29.06.1902 der Holsteinische Courier, dass Rechtsanwalt Springe aus Neumünster vom Halbhufner Heinrich Voß ein Grundstück, vom Einfelder See bis zur Dorfstraße reichend, für die Summe von 8.000 Mark kaufte, um dort eine Villa zu bauen. Wirtschaftlich und kulturell passten sich die Landwirte den neuen Verhältnissen an. So ließ ein Bauer 1905 den „Einfelder Hof“ bauen, dessen Sohn das „Strandhotel“ im Jahr 1909. In dem ehemaligen Herrenhaus des Einfelder Hofes an der Uferstraße wurde das Restaurant „Marienlust“ eröffnet. Nach der Schulchronik wurden in der Zeit von 1914 bis 1918 insgesamt 144 Einwohner zum Heeresdienst einberufen. Das Ehrenmal trägt den Namen von 37 Gefallenen, unter ihnen einige Landwirte bzw. deren Söhne. Am Ende des Ersten Weltkrieges war die Landwirtschaft der entscheidende Erwerbszweig in Schleswig-Holstein. Ca. ein Drittel der Bevölkerung arbeitete auf Höfen und fast 40% der Menschen wohnten auf dem Land. Einfeld und der dazugehörige Ortsteil Stover hatte insgesamt an die 40 Höfe sprich Landwirte. In den 1920er und 1930er Jahren hatte die Landwirtschaft mehrere Krisen zu meistern. So gab es 1921, von der Einfeld betroffen war, eine große Trockenheit über sechs Wochen, bei der die Brunnen austrockneten. Fallende Preise bei Getreide sowie bei den anderen landwirtschaftlichen Produkten waren in den 1920er Jahren ein Problem. Trotz der sinkenden Einnahmen der Landwirte sollten sie Zinsen für Anleihen bezahlen, die sie nach dem Ersten Weltkrieg aufgenommen hatten. So kam es in Schleswig-Holstein zu Zwangsversteigerungen zwischen 1923 und 1934. Es gab 1932 sechs Mio. Arbeitslose in Deutschland. Die Bauern versammelten sich in Schleswig-Holstein zu großen Demonstrationen, die unter dem Titel „Landvolkbewegung“ bekannt wurden und auch heute noch als „Bauern, Bonzen, Bomben“ ein Begriff sind. Trotz der „Eisengäuler“ blieb das Pferd weiterhin das „Arbeitstier“ in der Landwirtschaft. Bis im Rahmen der Mobilisierung des Militärs Ende der 30er Jahre Pferde abgegeben werden mussten. Die Entschädigung investierte manch Einfelder Landwirt in „neuste Technik“. Während des Krieges zwischen 1939 und 1945 war der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte besonders groß und es wurden zusätzliche landwirtschaftliche Helfer in Schleswig-Holstein eingesetzt, auch in der Gemeinde Einfeld. Kurz vor Ende des Krieges soll Einfeld am 06.11.1944 von Bomben getroffen worden sein. Ein nicht unerheblicher Teil des Neumünster zugedachten Bombenteppichs breitete sich über die Stadtgrenzen hinweg nach Norden aus. |
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Quellen: (1.) Zeitungsartikel Holsteinscher Courier und Kieler Neuste Nachrichten aus den Jahren 1900 bis 1909 zusammengefasst und veröffentlicht in den Jahrbüchern des Geschichtsvereins Amt Bordesholm (2.) Zeitungsartikel „Der Eisengaul als Erntehelfer“ Kieler Nachrichten vom 27.01.2011 (3.) „25 Jahre Flurbereinigung in S-H“ herausgegeben vom Ministerium Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (MELF) im Jahr 1980 (4.) „10 Jahre Landwirtschaftsgesetz in S-H“ herausgegeben vom MELF im Juni 1965 (5.) Herbert Müller „Als unser Leben Kleinholz war“ erschienen 1987 im Verlag der Buchhandlung C. Rathje
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