Die Einfelder Christuskirche und ihr Friedhof

"Wer in Einfeld nach einer alten, etwa in den Kulturepochen der Gotik oder des Barock erbauten Kirche sucht, tut es vergeblich. Unsere Kirche ist bis In ihre ersten Anfänge hinein ganz das Werk unserer Generation. Ihre Entstehung und Weiterentwicklung hängt mit den allgemeinen kirchlichen Verhältnissen Einfelds eng zusammen. In den früheren Jahrhunderten ist Einfeld - kirchlich gesehen - immer ein Anhängsel Neumünsters gewesen. Von Neumünster aus wird es kirchlich betreut; in Neumünster werden die Toten unserer Gemeinde begraben; Neumünster stellt den Pastor, der in den alten Schulen die Gottesdienste hält.

Der erste Schritt zur kirchlichen Selbständigkeit geschieht Im Jahr 1930 mit der Anlage eines eigenen Friedhofs. Diese Anlage wird für damalige Verhältisnisse sehr großzügig gestaltet. Es ist, als ob unsere Väter die spätere Entwicklung der Gemeinde vorausgeahnt hätten. Dieser erste Schritt fordert wie zwangsläufig den zweiten heraus: wer einen Friedhof besitzt, muß auch eine Kapelle haben. So wird im Jahr 1934 nach Plänen des Architekten Hain aus Neumünster eine Kapelle gebaut, und zwar in den nordöstlichen Teil des Friedhofs hinein. Den Zugang von der Dorfstraße her bildet eine enge Schneise durch den schon vorhandenen Tannenbestand. Viel Schutz, Schatten und Ruhe bieten sich dem dar, der die Anlage betritt, und die nur einen Nachteil hat, daß sie die Kapelle mehr und mehr in der Unsichtbarkeit verschwinden läßt.

Nun hätte das ja nicht unbedingt zu stören brauchen, wenn nicht von vornherein mit dem Bau der Kapelle ein anderer wichtiger Plan verbunden gewesen wäre, daß nämlich diese Kapelle zugleich das Kirchlein des Dorfes sein sollte. Also nicht nur die Stätte, von der aus die Toten zu Grabe getragen würden, sondern zugleich auch der Ort, an dem die lebenden Gottes Wort hören könnten. Darum schön bei dieser Kapelle 120 Sitzplätze, darum Kanzel und Altar, darum eine Glocke auf dem Turm mit der Inschrift: „Wach auf, Wach auf, du deutsches Land.“ Tatsächlich sind vom Tage der Einweihung ab alle Gottesdienste in Einfeld nur noch in der Kapelle gehalten worden. Und die Gemeinde ist stolz gewesen auf ihr kleines, aber sauberes und schmuckes Gotteshaus.

Der zweite Weltkrieg hat kaum zehn Jahre später in Einfeid eine völlig neue Sachlage geschaffen. Über 4000 Menschen kommen hinzu und suchen eine neue Heimat. Das stellt auch die Kirchengemeinde Vor gewaltige Aufgaben. Zunächst einmal ist es unmöglich, Einfeld fernerhin von Neumünster aus kirchlich zu betreuen. So erhält Einfeld seinen eigenen Pastor, wird schließlich 1941 völlig selbständige Kirchengemeinde. Alsdann ist es unumgänglich, neuen, größeren Raum für kirchliche Zwecke zu schaffen. Es wird lange verhandelt, ob die Kapelle zu vergrößern oder eine größere Kirche ganz neu zu erbauen sei. Finanzielle Schwierigkeiten geben schließlich den Ausschlag: die Kapelle wird, zur Vollen Kirche mit 250 Plätzen erweitert und 1952 eingeweiht.

Das Innere des Kirchenschiffes bleibt unverändert, erhält nur einen neuen, hellen Farbanstrich und - dem Eingangbereich gegnüber - ein Buntglasfenster mit Darstellungen verschiedener christlicher Symbole. Von außen verändert sich das Bild erheblich durch den an die Seite verlegten Eingang, der zu einem Vorraum erweitert wird und zusammen mit einem Jugendraum einen neuen, seitlich angebauten Trakt ergibt. Zugleich aber macht die bauliche Umgestaltung eine Neuanlage des Kirchenvorplatzes notwendig. Die verbergende Tannenwand fällt; die nun freie Fläche wird mit Heide bepflanzt, seitlich mit Kiefern und Tannen, mit Rosen und Ginster abgeschirmt und gibt so den Blick auf die Kirche frei, während diese, harmonisch in die heimatliche Landschaft eingebettet bleibt.

Schließlich hat ein 1953 errichtetes Ehrenmal für die Opfer des zweiten Weltkrieges unsere Kirche wesentlich bereichert. Als Oberkirchner Sandstein schafft der Bremer Bildhauer Halbhuber ein Kruzifix in Lebensgröße an der Nordseite des Anbaus; den Vorraum schmückt hinter einer schmiedeeisernen Tür ein Gedenkbuch, in dem alle Kriegsopfer der Gemeinde namenlich aufgeführt sind. So hat auch unsere Kirche in vollem Maße teil an der Weiterentwicklung unserer Gemeinde. In alter Weise aber mahnt nach wie vor ihr Glöcklein vom Turm: „Wach auf‚ Wach auf, du deutsches Land“, lädt zur Einkehr und mahnt zum Glauben."

Quellen: (1.) Der Text stammt aus "Mitteilungsblatt Nr. 17 anno 1969 für die Gemeinde Einfeld" und wurde von Ego Lassen, ehem. Einfelder Pastor, geschrieben. (2.) Das Titelfoto zeigt die Christuskirche und einen kleinen Teil des Friedhofes und wurde von Nils-Kalle Radestock zur Verfügung gestellt.