See u. Mehr > Kirchen und Friedhof > Die Katholische Kirche St. Josef in Einfeld

„31 Jahre stand sie Op de Geest in Einfeld. Vor kurzem wurde die katholische St. Josef-Kapelle dem Erdboden gleichgemacht …" Mit diesen Zeilen wiederholte am 13. Nov. 2012 der Holsteinische Courier (HC) unter der Rubrik „Damals“ auszugsweise den Bericht über das Ereignis aus dem Jahr 1992. Die Aussage „31 Jahre“ klingt in der heutigen Zeit wie „da und schon wieder weg.“ Warum nur diese kurze Zeitspanne? Nach dem Krieg ließen die aus dem Osten stammenden katholischen Vertriebenen die Zahl der Katholiken der Pfarrgemeinden ansteigen. So entstand in der Nachkriegszeit, neben vielen anderen in Schleswig-Holstein, die katholische Kirchengemeinde Einfeld mit eigener Kirche bzw. Kapelle. Ein Grundstück an der Klaus-Groth-Straße 25 (heute Op de Geest) wurde dafür gewählt.

Im Jahr 1960 wurde die Einfelder St. Josef-Kapelle (siehe Urkunde) gebaut, unter der Leitung des Architekten Josef Feldwisch-Drentrup aus Osnabrück. Die Grundsteinlegung erfolgte am 17. Juni. Die Benediktion (Einweihung) durch den damaligen Kieler Stadtdechanten Pfarrer H. Hermes erfolgte am 03. April 1961. Die erste Betreuerin (Küsterin) war Hedwig Seidenstücker mit ihrem Ehemann Willy. Beide bewohnten das Haus rechts neben der Kirche. Zu ihren Aufgaben zählte die Betreuung der Kirche, des Kirchengrundstücks, der Dienstwohnung und der Küsterdienst. In der Reihe der Betreuer kam 1969 das Ehepaar Maria und Franz Mers. Ihnen folgten 1976 Johanna und Herbert Artz. Das Ehepaar zog 1986 nach Westfalen. Das vierte und auch letzte Betreuerehepaar waren Martina und Bernd Woltmann. Deren Zeit endete 1991. Sie verließen mit ihren Kindern das Wohnhaus der Kirche und zogen an den südlichen Rand von Einfeld.

Die Einfelder Kirche war zunächst  der Vicelin-Kirche zugeordnet, später eine „Außenstelle“ der Tungendorfer Heilig-Kreuz-Gemeinde. Die Reihe der zuständigen Pfarrer beginnt mit Dr. Alois Jansen (1961-1972), gefolgt von Peter von Geisau (1972-1976). In dem Zeitraum von 1977 bis 1987 waren es Hellmut Liedeka und später Pater Otto Winkes SJ. Leo Stallkamp (1987-1991) war der vierte Pfarrer in der Katholischen Gemeinde. Zum Schluss war Dechant Hermann Haneklaus zuständiger Pastor. Der immer größer werdende Priestermangel führte mit der Zeit dazu, dass regelmäßige sonntägliche Gottesdienste nicht mehr gewährleistet werden konnten. Nur sogenannte Werktagsmessen wurden am Mittwochabend abgehalten. Auch die Zahl der Kirchgänger wurde stetig weniger. 

Der aller letzte Gottesdienst im Mai 1991 bliebt den Kirchgängern in besonderer Erinnerung, weil ein umgestürzter Baum vor der Kirche zeitgleich mit Kettensägen von der Einfelder Wehr weggeräumt wurde. Ab dem Zeitpunkt hieß es für die Einfelder Katholiken den Gottesdienst in Tungendorf zu besuchen. Die Kirche befand sich in einem baulich schlechten Zustand und eine Sanierung des marode gewordenen Gebäudes hätte rund 1 Million Mark gekostet. Ende 1992 erfolgte der Abriss des Gebäudes durch die Einfelder Firma Herbert Boysen.

Das Gestühl und die Schnitzerei „Heilige Familie“ wurden an die Kirchengemeinde Malchow in Mecklenburg-Vorpommern übergeben.
Die entstandene Baulücke am Einfelder Marktplatz wurde schnell durch Wohnbebauung geschlossen. Auf dem ehemaligen Kirchengrundstück wurden zwei Baugrundstücke für Einfamilienhäuser ausgewiesen und das Betreuerhaus ging an die Familie Zett. So mancher nach Einfeld wiederkehrende Besucher fährt an der Stelle vorbei, bemerkt eine Veränderung, aber fragt sich, was dort anders sei.
Die damalige Katholische Kirche St. Josef in der Nähe vom Einfelder Marktplatz.
Ausschnitt der Urkunde, die die Grundsteinlegung am 17.06.1960 bekundet.
Festlich geschmücktes Gotteshaus während der Weihnachtszeit.
Motorsägen draußen, während drinnen der letzte Gottesdienst gefeiert wird.
Die vier Betreuerfamilien vereint beim 25. Geburtstag der Einfelder St. Josef-Kapelle
Die letzte Sekunden der Katholischen St. Josef-Kapelle in Einfeld.

Quellen:
(1.) „Die katholische Kirche im Kreise Rendsburg“ von Pastor Johannes Schallenburger, veröffentlicht 1962 im Wirtschaftsverlag Gerhard Stalling AG, Oldenburg (2.) Der „Kirchenbote“ Ausgabe Nr. 16 vom 20.04.86 und Nr. 49 vom 06.12.92 (3.) Die Kirchengemeinde Malchow unter www.hl-waren.de (4.) Fotoarchiv Gerd Buddenberg - Fa Herbert Boysen (5.) Erzählungen, Aufzeichnungen und Fotos der Einfelder Zeitzeugen Lori Paschke, Martina Woltmann, Michael Hohmann (6.) Zeitungsartkel HC vom 19.11.1992 und 19.11.2012 (7.) Das Titelbild oben wurde von Hannes Krabbenhöft - Hufeneisenweg 13 - im Jahr 1980 vollendet.